„Ein wünschenswerter gesellschaftlicher Quantensprung“

 

Vera Thomas-Ohst aus Aachen äußert sich zum Gastkommentar „Aus anderer Sicht – Was soll eine Armee tun, die unser Land nicht mehr verteidigen kann und verteidigen muss?“ von Otmar Steinbicker, Herausgeber des Friedensmagazins www.aixpaix.de:

 

Bundeswehr abschaffen? Ja, sofort! Sollte sich eine Partei dazu befähigt fühlen, eine Mehrheit erhalten und alle Bedingungen für eine „Gestaltung“ der Sicherheitspolitik ohne Armee erfüllen, könnte es gelingen. Welch wunderbarer Gedanke! Es käme zu einem wünschenswerten gesellschaftlichen Quantensprung.

 

Sowohl die sogenannten sicherheitspolitischen Gestalter als auch die Wähler dieser Gestalter sind Menschen mit jeweils individueller Biografie, Erfahrung, Traumatisierung und mit Ängsten.

 

Die uns allen innewohnenden existenziellen Unsicherheiten können durch diejenigen, die (Zitat) „Sicherheitspolitik prinzipiell neu definieren und gestalten wollen“, mit einer vom Autor des Artikels vorgeschlagenen „realistischen Analyse der Bedrohungen“ ganz sicher nicht ad absurdum geführt werden. Das ist vielleicht die einzige nicht fragwürdige Sicherheit.

 

Herr Steinbicker zeigt auf die „realistische Perspektive“ des Westfälischen Friedens, das gefällt mir gut: Man höre auch die andere Seite – Audiatur et altera pars.

 

Wer sind sie, die auf der anderen Seite? Frieden machen Menschen – damals wie heute – mit ihren Feinden. Bei den freundlichen Nachbarn bedarf es keiner Armee, keiner Anhörung, keiner Lösungssuche und keiner Friedensdiskussion. Solange zersetzende Ängste geschürt werden auf dem Hintergrund wirtschaftlicher und hegemonialer Interessen, solange rufen die Wähler nach Sicherheit – wer auch immer Sicherheit verspricht, lügt das Wahl-Volk an.

 

Schwerter zu Pflugscharen können nur Menschen an der Basis schaffen, diejenigen, die Verantwortung für ihr Handeln übernehmen, die statt gegeneinander zu kämpfen, gemeinsam arbeiten an der Gestaltung einer neuen Welt, einer Welt ohne Angst und ohne Bedrohung. Davon sind wir alle planetenweit entfernt.

 


 

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