Nachruf auf Walter Herrmann
(1939 – 2016)


 

 

Walter Herrmann, der Erfinder der Kölner Klagemauer für Frieden und Völkerverständigung ist tot.

 

Er starb am Sonntag, 26. Juni 2016, im Alter von 77 Jahren in Wesseling.

 

Im Kampf um den Erhalt seiner von Tausenden auf Pappkartons geschriebenen Botschaften war Walter Herrmann unerbittlich und erreichte im Jahr 2007 die Genehmigung des Bundesverwaltungsgerichtes Leipzig für seine Installation auf der Domplatte – eine Idee, die er seit 1991, als der Golfkrieg ihn motiviert hatte gemeinsam mit seinen Mitmenschen gegen Krieg und Gewalt ein Zeichen zu setzen und Friedensbotschaften niederzuschreiben, materialisiert hatte. Worte der Hoffnung, des Protests und der Sehnsucht. Es kamen viele. Kinder waren darunter ebenso wie Nobelpreisträger, unerkannt Leidende und weltbekannte Dissidenten. Vom Dalai Lama stammt eine Friedensbotschaft, von Ernesto Cardenal eine Mahnung an uns alle, unseren blauen Planeten nicht zu zerstören. Überlebende aus Hiroshima – auch der Aachener Friedenspreisträger Kazuo Soda*) kam so oft er in Europa war nach Köln zur Klagemauer. Touristen aus fernen Ländern, Angehörige von KZ-Opfern aus den Niederlanden, Bürgerrechtler aus der ehemaligen DDR, Schulklassen aus Köln und weit darüber hinaus.

 

Alle diese Menschen kamen zur Klagemauer, diskutierten, meditierten oder formulierten selbst eine Botschaft, die sie an Ort und Stelle aufhängten. Und Walter bewahrte sie alle.

 

Für seinen Kampf für Meinungsbildung im öffentlichen Raum, für Frieden, Völkerverständigung und Menschenrechte erhielt er im Jahr 1998 den Aachener Friedenspreis.

 

Der ebenso streitbare wie umstrittene Initiator der Klagemauer auf der Domplatte in Köln hat in einer Zeit schwächer werdender Wahrnehmung für soziale Ungerechtigkeit seine Stimme laut im Protest gegen Menschen- und Völkerrechtsverletzungen erhoben. Dafür danken wir ihm und nehmen Abschied von einem starken Menschen, der sein Leben führte nach den Prinzipien eines Friedensaktivisten.

 

Ein bisher unbekannter Poet namens „Charly“ schrieb 1991 folgendes Antikriegs-Gedicht auf Pappe für die Klagemauer:

 

Machtbesessene Phantasten

Spielen Krieg zu unseren Lasten,

während brav der Globus rollt.

 

Geben uns die schwere Bürde,

nehmen uns die Menschenwürde.

Das hat Gott nicht so gewollt.

 

Sie sind clever und sie sitzen

Meistens an Regierungsspitzen

Überall auf diesem Stern,

 

brodeln in der Hexenküche,

dulden keine Widersprüche

und befehlen schrecklich gern.

 

Sie ermuntern die Soldaten

Stets zu neuen Greueltaten.

Skrupel stirbt bei Kriegsbeginn.

 

Wird es ihnen Gott verzeihen?

Menschen bluten, weinen, schreien

Und begreifen nicht den Sinn.

 

 

*) In einer früheren Version des Artikels hatten wir versehentlich gesagt, Kazuo Soda sei 2015 verstorben. Dabei sind wir einer Falschmeldung aufgesessen. Zum Glück ist Kazuo noch sehr lebendig, was uns nun von seinen Freunden berichtet wurde. Der Aachener Friedenspreisträger 2001 lebt 86-jährig in seiner Heimat in Japan. Wir freuen uns sehr, dass Kazuo Soda noch lebt und wünschen ihm einen wunderbaren Lebensabend.