15. Aachener Friedenstage – 21. März 2014
Jürgen Grässlin liest aus seinem „Schwarzbuch Waffenhandel“


 

 

Veronika Thomas-Ohst, Jürgen Grässlin, Karl Heinz Otten

 

Der Tod ist ein Meister aus Deutschland

 

Zum Auftakt der 15. Aachener Friedenstage referierte am 21. März 2014 der Aachener Friedenspreisträger des Jahres 2011, Jürgen Grässlin, vor interessiertem Publikum in der Annakirche hochbrisante Fakten, profund recherchiert. Ein Augenöffner dafür, wie tief unser Land in die globale Tötungsmaschinerie verstrickt ist. Deutschland ist der weltweit drittgrößte Waffenexporteur. Sowohl Diktatoren wie auch gegen diese rebellierende Kämpfer beliefert Deutschland mit Panzern, Schnellfeuergewehren, Kriegsschiffen, U-Booten und vielem mehr.

 


Vielen Zuhörern unbekannt war die Tatsache, dass im Bundessicherheitsrat im engsten Kreis von Kanzlerin, Vizekanzler und nur sieben weiteren Ministern entschieden wird, wohin deutsche Waffen exportiert werden. Grässlin zitierte die frühere Justizministerin Hertha Däubler-Gmelin, rückblickend auf ihre vergeblichen Versuche, sich im Bundessicherheitsrat gegen Waffenlieferungen an menschenrechtsverletzende Staaten stark zu machen, weil hinter den verschlossenen Türen des Bundessicherheitsrats offenbar die Masken der „Musterdemokraten“ fallen. Am Parlament vorbei werden Entscheidungen getroffen, die weltweit Millionen Menschen den Tod bringen und körperliche wie existenzielle Schäden unvorstellbaren Ausmaßes.

 

 

Nach einer repräsentativen Umfrage lehnen 78 % der Bevölkerung
deutsche Waffenexporte ab.


Jürgen Grässlin deckt auf, wer die Profiteure dieser Kriegswirtschaft sind. Er nennt Industrieunternehmen beim Namen, er zeigt, wie die Banken das alles finanzieren. Er deckt auf, wie die Bundesrepublik Deutschland verfeindete Staaten wie Griechenland und die Türkei, Indien und Pakistan aufrüstet. Wie die Bundesregierung den „arabischen Frühling“ verbal unterstützte und zugleich die Diktatoren und Repressoren hochrüstete, gegen die sich die Menschen erhoben im Maghreb, dem Nahen und Mittleren Osten.


Syrien, Libyen, Israel, Pakistan, Afghanistan, Mexiko, Russland, Ukraine, USA und China … Ein Schwarzbuch im besten Sinne schrieb der versierte Kenner und profilierteste Gegner der Waffenbauer und deren politischer Hintermänner. Die dritte Auflage steht bald an vom

 

„Schwarzbuch Waffenhandel“ - Wie Deutschland am Krieg verdient.

 

 

Das Euregioprojekt Frieden e. V. und das Erwachsenenbildungswerk im Kirchenkreis Aachen luden Jürgen Grässlin nach Aachen ein. Er eröffnete in der Annakirche den Veranstaltungsreigen der 15. Aachener Friedenstage. Die beiden Veranstalter werben für eine intensive Beschäftigung mit dem Buch der Superlative, das keinen Leser kalt lassen wird, vielleicht sogar aus Zorn und Wut die nötigen Energien entwickelt, dagegen zu protestieren, wie es Grässlin als Sprecher der Kampagne „Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel!“ seit vielen Jahren macht, unter dem Motto:


Den Opfern eine Stimme, den Tätern Name und Gesicht.

 

Text: Veronika Thomas-Ohst

Fotos: Werner Consten

 


 

Montag, 24. März 2014
Aachener Nachrichten - Stadt / Lokales / Seite 26
 


 


 

zurück zu 15. Aachener Friedenstage