Jahresbericht 2013 des Euregioprojekts Frieden e. V., Aachen
Fassung vom 31.12.2013 nach Abstimmung auf der Mitgliederversammlung
Liebe Mitglieder, Freunde, Freundinnen und UnterstützerInnen,
nach den wegweisenden Auseinandersetzungen im Aachener Friedenspreis, die 2011 mit der Liquidierung der Aachener Friedenstage ihren vorläufigen Höhepunkt erreichten, entschlossen sich einige Mitglieder, dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten. Im Jahr 2012 wurde das schon im Jahr 2001 gegründete Euregioprojekt Frieden von ihnen wieder mit den schon damals artikulierten Zielen belebt. Grund war und ist zunächst der Erhalt der Aachener Friedenstage und mein ganz persönliches Anliegen: Die Stilmittel der Kunst und Wissenschaften als friedenspolitische Instrumente zur Reflexion der eigenen und der Weltverhältnisse zu nutzen. Ich sehe diese Form der Politik eher als dringende Notwendigkeit denn als Möglichkeit.
Deshalb bieten wir in unserem Verein ab Anfang 2013 nun auch weiterhin vor allem Künstlern und Wissenschaftlern ein friedenspolitisches Forum.
Der Einstieg in die Arbeit begann mit der Vorbereitung und Planung der 14. Aachener Friedenstage, die in nur sechs Wochen organisiert wurden, um Mitte März, wie in den vergangenen Jahren, als Mahnung an den ersten Angriffskriegseinsatz Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg in Jugoslawien zu erinnern.
Drei weit über Aachen hinaus bekannte und hochgeschätzte Aktivisten füllten die 14. Aachener Friedenstage mit aktuellen Themen:
16. März 2013
Der Friedenspreisträger des Jahres 2003, Reuven Moskovitz, lud alle Aachener Friedensfreunde ein, mit ihm ein versöhnliches Gespräch zu führen, um die Auseinandersetzungen zwischen dem neuen Vorstand des Aachener Friedenspreises und den früheren Vorsitzenden Karl Heinz Otten und der Stellvertreterin Veronika Thomas-Ohst sowie vielen anderen Mitgliedern, die den Aachener Friedenspreis verlassen hatten, beizulegen und zu einem guten Prozess zu bringen.
Die Oude Pastorie in Vaals war für ein solches Gespräch und für den Vortrag QUO VADIS ISRAEL von Reuven Moskovitz der geeignete Ort. Leider fanden die Eingeladenen des Aachener Friedenspreises nicht den Weg nach Vaals, obwohl auch die IMPRESSIONEN AUS DEM HEILIGEN LAND sechzig interessierte Menschen durchaus bereicherten und zu intensiver, kontroverser Diskussion veranlassten.
Die Malerin Annika Stienen, Brüssel, und der Maler Gerd Lebjedzinski, Vaals, zeigten ihre Impressionen in dem Gemeindesaal an der Keerkstraat in Vaals. Friedhelm Lutzer und Bärbel Ehlers musizierten dazu. Selbstverständlich holte Reuven Moskovitz nach der Diskussion seine Mundharmonika aus der Tasche und mischte sich musikalisch auch mit der Geige ein. Es war ein Erlebnis der ganz besonderen Art.
22. März 2013
In Kooperation mit der „Nachbarschaftsinitive Drei Rosen“ gelang es uns, das BLAUE WUNDER nach Aachen zu holen.
Die Berliner Compagnie, Aachener Friedenspreisträger 2009, zeigte das Theaterstück über die aufhaltsame Privatisierung des Wassers im Saalbau Rothe Erde, Aachen (Kappertz-Hölle). Mehr als zweihundert Zuschauer begeisterten sich für die hochaktuelle Aufführung.
Die Tournee-Theater-Compagnie versteht die Inszenierung als Plädoyer gegen die Pläne der EU-Kommission, die Wasserversorgung zu privatisieren. Erfolgreich kämpften Millionen Bürger Europas mit der Unterschriften-Aktion right2water.eu.
Unterstützt wurde die Veranstaltung von der Stawag Aachen und mehreren Basisorganisationen.
24.März 20013
Aufführung „Blaues Wunder“ der Berliner Compagnie in der Alten Feuerwache Köln. Veranstalter: Anneliese Fickentscher und Andreas Neumann, Arbeiterfotografie. Mitveranstalter und Unterstützer: Euregioprojekt Frieden e. V.
25. April 2013
BRENNENDE ZEITEN
Zur Psychoanalyse sozialer und politischer Konflikte
Thomas Auchter, Dipl. Psych., Psychoanalytiker, Aachen
Bis zu seinem Austritt 2011 war Thomas Auchter über zwanzig Jahre Mitglied im Aachener Friedenspreis. In Zusammenarbeit mit dem evangelischen Erwachsenenbildungswerk referierte er im Haus der evangelischen Kirche auf Einladung des Euregioprojekts Frieden e. V. Das Publikum nahm seine aktuelle Buchveröffentlichung mit großem Interesse und durchaus kontroversen Beiträgen zur Kenntnis und versuchte, die verschlungenen Pfade der Psychoanalyse zu erkunden. Eine vielbeachtete Hinführung!
06. Juni 2013
SPRENGSTOFF GELD
Mit den Ursachen und Hintergründen der Euro-Krise befasst sich der Aachener Wirtschaftsanalytiker Helmut Creutz seit Jahrzehnten. Das Euregioprojekt Frieden und das evangelische Erwachsenenbildungswerk Aachen luden ihn ein zu einem Vortrag am 6. Juni. Das Thema: „Sprengstoff Geld“.
Seit 2001 unterstützt Helmut Creutz die Arbeit des Euregioprojekts Frieden mit seinen Beiträgen zum Kreislauf des Geldes. Creutz sieht in den vagabundierenden Vermögensmassen, die nur noch über sehr fragwürdige Anlage-Konstruktionen unterzubringen sind, den Hauptgrund für die jetzige Krise. Der Sprengstoff Geld wird damit zur Bedrohung für ein friedliches Zusammenleben. Empfehlenswert ist sein Hauptwerk „Das Geldsyndrom“, das 2012 neu aufgelegt wurde. Alle seine bisherigen Veröffentlichungen sind in aufgeklärten Kreisen Pflichtlektüre.
25. September 2013
WACHT AUF, VERDAMMTE DIESER ERDE
Stadtgalerie Werder (Havel), Ausstellung 35 Jahre Arbeiterfotografie in Kooperation mit dem Deutschen Freidenker-Verband und dem Euregioprojekt Frieden e. V., Aachen
28. September 2013
ANDERS ALS DU GLAUBST
Theaterstück über Juden, Christen, Muslime und den Riss durch die Welt
Als Mitveranstalter unterstützten wir gemeinsam mit anderen Aachener Initiativen die Pfarre St. Josef in Herzogenrath, um die Aufführung der Berliner Compagnie im dortigen Schulzentrum zu ermöglichen.
14. Oktober 2013
PALÄSTINENSISCHE MINDERJÄHRIGE IN DEN FÄNGEN DER ISRAELISCHEN MILITÄRJUSTIZ
Die erste Ausgabe der diesjährigen drei Palästina Veranstaltungen:
FrauenWegeNahost in Köln/Brühl/Bergheim/Königswinter/Kastellaun/Bonn stellten in Zusammenarbeit mit dem Euregioprojekt Frieden e. V., Aachen, dem Erwachsenenbildungswerk der evangelischen Kirche und dem Verein zur Förderung des Friedens zwischen Israel und Palästina die wissenschaftliche Forschungsarbeit mit dem Titel „Bound, Blindfolded and Convicted“ in Aachen vor.
Die von der EU finanzierte Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass die Misshandlung von palästinensischen Minderjährigen in israelischen Militärgefängnissen sowie deren Verurteilung vor dem Militärgericht in Ofer bei Ramallah nicht nur die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen verletzen, sondern Verbrechen gegen die Menschlichkeit bedeuten. Misshandlungen sowie seelische und physische Folter von Kindern, die ihre Ohnmacht mit Steinewerfen gegen die Besatzer kompensieren IST ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Die israelische Besatzung schaffte in Ofer eine weltweit einmalige Einrichtung, ein JUGENDMILITÄRGERICHT (!).
08. November 2013
PULVERFASS NAHER OSTEN
Einschätzungen – Analysen – Schlussfolgerungen
Kooperation der Evangelischen Stadtakademie, Aachen, und dem Verein zur Förderung des Friedens in Israel und Palästina, Aachen, mit dem Euregioprojekt Frieden, Aachen:
- Dr. Michael Lüders, Publizist und langjähriger Nahost-Korrespondent für „Die ZEIT“ beschreibt den Krisenbogen zwischen den Brandherden Syrien und der Arabischen Revolution und geht dabei auf den Iran ein.
- Dr. Ghaleb Natour, Israeli und Palästinenser, setzt sich für einen gerechten Frieden im Nahen Osten ein. Er berichtet über historische Ursprünge des Brandherdes und präsentiert eine aktuelle Darstellung der Geschehnisse aus der Sicht eines Nicht-Historikers, Nicht-Politikers, aber Direktbetroffenen.
- Moderation: Joachim Zinsen, Redakteur der Aachener Nachrichten
Fazit beider Referenten: Es muss einen palästinensischen Staat in den 1967 von Israel eroberten Gebieten geben. Dazu aber muss sich die israelische Regierung und die Mehrheitsgesellschaft endlich von dem Gedanken verabschieden, das besetzte Westjordanland gehöre als biblisches Judäa und Samaria zu Erez Israel. (!)
14. Dezember 2013
PALÄSTINA-NACHMITTAG IN DER ANNAKIRCHE AACHEN
Eine gemeinsame Veranstaltung der Evangelischen Stadtakademie, des Vereins zur Förderung des Friedens in Israel und Palästina und dem Euregioprojekt-Frieden
- Gemeinsames Falafel-Essen
- Einführung in die aktuelle politische Situation in Israel-Palästina von Dr. Ghaleb Natour, Vorsitzender des Vereins zur Förderung des Friedens in Israel und Palästina
- Filmvorführung KUM USALL
- Abschließende Diskussion u. a. mit sechzig interessierten SchülerInnen und StudentInnen.
Weitere Aktivitäten im Jahr 2013
- Aufbau, Einrichtung und Pflege unsere Hompage, für die wir uns bei unserem Freund und Unterstützer Werner Consten herzlich bedanken.
- Erstellen unseres Image-Flyers, der von Helmut Schulte kreativ gestaltet wurde. Für das Cover bedanken wir uns bei Cordula Viergutz. Ried Klarenbeek und Senne Glanschneider aus Annapaulowna (Nordholland) übersetzten den Flyer korrekt und perfekt ins Niederländische und Französische. Wir danken herzlich dafür!
- Gemeinsam mit der Arbeiterfotografie Köln und dem Evangelischen Erwachsenenbildungswerk Aachen erwarben wir die Rechte an dem Film „Wir weigern uns Feinde zu sein“, den wir zu den 15. Aachener Friedenstagen zeigen werden.
- Im Dezember 2013 konnte Heribert Rosskamp endlich sein Ehrenamt als Kassierer beginnen, leider ging das aus rechtlichen Gründen vor der Eintragung ins Vereinsregister noch nicht. Am Montag wird er den ersten Kassenbericht vorlegen, den er in kurzer Zeit erstellte. Ebenso übernahm er Onlinebanking ab sofort, damit weniger Kosten entstehen, druckt er die Kontoauszüge nun selbst aus.
- Für die mühsame administrative Arbeit: Finanzamt, Amtsgericht, Notar, Bank und für Präsenz, wo immer erforderlich, bedanken wir uns bei Karl Heinz Otten, ohne ihn würden wir uns noch in den Anfängen befinden. Aufgrund der Überarbeitung unserer Vereinssatzung erhielten wir vom Finanzamt die Bestätigung, Spendenquittungen ausstellen zu können. Wir wurden beim Amtsgericht Aachen ins Vereinsregister eingetragen.
Für alle wichtigen Informationen und konstruktive Ideen bedanken wir uns bei unseren Mitgliedern und UnterstützerInnen und hoffen auf eine erbauliche und friedfertige Zusammenarbeit im Jahr 2014.
Aachen, 31. Dezember 2013
Veronika Thomas-Ohst
Vorsitzende Euregioprojekt Frieden e. V.