Jahresrückblick 2017 des Euregioprojekts Frieden e. V., Aachen

Fassung vom 27.12.2017

 


 

Die friedenspolitischen Entwicklungen im Jahr 2017 ließen uns im Euregioprojekt Frieden e. V. so manches Mal sprachlos und angstvoll in die Zukunft schauen.  Dennoch hielten wir unsere Visionen und Träume von einer friedlichen und gerechteren Welt immer wieder dagegen.


Wir setzten uns mit dem Satz „Die Macht der Worte“ intensiv auseinander, trafen uns mit der Planungsgruppe für die Aachener Friedenstage wöchentlich zum Austausch und zur Vorbereitung in Vaals und erarbeiteten so die Basis für die 18. Aachener Friedenstage, die von  März bis Mai 2017 stattfanden.

  • Dr. Rolf Gössner, Vizepräsident der Internationalen Liga für Menschenrechte, Anwalt, Publizist und stellvertretender Richter am Staatsgerichtshof der Freien und Hansestadt Bremen, referierte am 24. März in der Annakirche in Aachen über Terror, wo er herkommt, wozu er missbraucht wird und wie er zu überwinden ist. Er erklärte, dass die bisherigen kriegerischen Militärinterventionen die Welt keinesfalls sicherer gemacht und den Terrorismus nicht eingedämmt haben. Sein Credo: Wir brauchen starke nationale und europäische Gewerkschafts-, Protest-und Widerstandsbewegungen, die für eine friedlichere Welt und eine gerechte Weltordnung gewaltfrei kämpfen. Die vorherrschende freiheitsraubende Sicherheits-und Aufrüstungspolitik ist also keineswegs alternativlos.

    Link zur Veranstaltungsseite: Angst- statt Sicherheitspolitik
  • Für Freunde des Politischen Theaters unterstützten wir in Kooperation mit rohes theater das Stück Weltenbrand – Geschlechterkampf – Kassandra vom 24. März bis zum 9. Juni 2017. Die diversen Kriegsherde haben in unseren Augen nicht nur Macht-, Herrschafts-und Gewinnstreben als Ursache, sondern es ist auch ein Geschlechterkampf entbrannt, in dem die weltweiten patriarchalischen Herrschaftsstrukturen versuchen, die Emanzipation der Frauen zurückzudrängen. An deren Stelle treten in der Regel ein von Männern initiierter neu aufkommender Nationalismus, religiöser Extremismus und politischer Despotismus.

    Link zur Veranstaltungsseite: Weltenbrand – Geschlechterkampf – Kassandra
  • Dr. Werner Rügemer, Journalist, interventionistischer Philosoph und Buchautor referierte am 28. April über transatlantische Sittenbilder aus Politik, Wirtschaft, Geschichte und Kultur. Seine Botschaft: Lasst uns mit der Wahrheit ankämpfen gegen den machtgestützten Relativismus. Lasst uns rühren an den Schlaf der äußerlich aufgeregten, ja mancherorts unterhaltsamen transatlantischen Welt, damit die Potenziale der assoziierten Freiheit, der durchgreifenden Demokratie und des inneren und äußeren Friedens sich entfalten.

    Link zur Veranstaltungsseite: Bis diese Freiheit die Welt erleuchtet
  • KUNST  MACHT  FRIEDEN: Die Macht der Worte stellten die Künstler für den Frieden am 5. Mai in der City-Kirche in Worten, Noten und Inszenierungen vor. Um gehörte und nicht gehörte, geschriebene und gesprochene Worte ging es beim Abschlussprojekt der 18. Aachener Friedenstage. Worte  sind machtvoll. Sie können Stein des Anstoßes sein, trösten, streiten, verpönen, sie können Kriege auslösen und zum Frieden führen. Das Projekt war sowohl  Kritik als auch Weckruf zum Umgang mit Menschenrechten, Freiheit und Frieden. Die Akteure: Gerd Lebjedzinski, H.-W. Menges-SPELL, Gerda Zuleger-Mertens, Barbara Fischer-Portsteffen, Andreas Grude, Mike Verhooren, Lasse Lemmer.

    Link zur Veranstaltungsseite: KUNST – MACHT – FRIEDEN


DAS BILD VOM FEIND, wie Kriege entstehen. Ein Theaterstück. Als Kooperationspartner luden wir die Berliner Compagnie zum 11. November nach Herzogenrath in die Aula der Europaschule ein. Das Thema: Die Ukraine, Putin, US-Geopolitik und der geheimnisvolle Gleichklang unserer Medien.


„Nichts ist heute wichtiger als das hartnäckige Bemühen, die andere Seite zu verstehen. Wenn Aufrüstung, Drohgebärden und Produktion von Feindbildern so atemberaubend wie in diesen Tagen weitergehen, endet alles in der Katastrophe.“ (Das Ensemble der Berliner Compagnie)

 



Am 22. November stellte Ullrich Mies für die Gäste des Euregioprojekts Frieden sein Buch vor.  „Fassadendemokratie und tiefer Staat“ – Auf dem Weg in ein autoritäres Zeitalter. Mit spannenden Beiträgen von Bernd Hamm, Rainer Mausfeld, Werner Rügemer, Ernst Wolff, Mike Lofgren, Jochen Krautz, Ullrich Mies, Daniele Ganser, Hansgeorg Hermann, Wolf Wetzel, Jürgen Rose, Rainer Rupp, Hermann Ploppa, Andreas Wehr, Wolf Wetzel, Hannes Hofbauer.


„Aber wenn es um die Machenschaften der Mächtigen geht, sind wir anderen und früheren Gesellschaften nur zu ähnlich. Es gibt eine gnadenlose Brutalität der Macht, die auf der ganzen Welt und über die gesamte Geschichte hinweg bekannt ist.“ (David Talbot)

 



In Trauer und Dankbarkeit für gemeinsame Projekte mussten wir uns 2017 von drei sehr wichtigen Friedensaktivisten verabschieden.

  • Reuven Moskovitz, der streitbare Referent, Buchautor und Kämpfer für Frieden in Israel und Palästina aus Jerusalem starb im Alter von 89 Jahren.
  • Helmut Creutz, Wirtschaftsanalytiker und Querdenker aus Aachen, starb im Alter von 94 Jahren. Sein Dasein war erfüllt von dem Gedanken, die Welt nicht durch Haben statt Sein zu Grunde gehen zu lassen. Er schrieb dazu Bücher, Artikel und Aufsätze, referierte unzählige Veranstaltungen zum Thema Zinspolitik.
  • Albrecht Bausch, evangelischer Pfarrer, friedenspolitischer Aktivist und Gründungsmitglied des Vereins Aachener Friedenspreis, starb am 16. Dezember 2017. Seine Stimme wird in der Aachener Friedensbewegung sehr fehlen.


Für Unterstützung und Spenden, für ehrenamtliches Engagement, für gute Gedanken und Ideen, für freundliche MitstreiterInnen, für friedliche Umgangsformen, für konstruktive Beiträge aus Kunst und Wissenschaft und für Teilnahme an wichtigen Demonstrationen bedanken wir uns ganz herzlich.

Aachen, im Dezember 2017


Veronika Thomas-Ohst

Vorsitzende Euregioprojekt Frieden e. V.